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Einblicke
Welche Einblicke in Situationen sexualisierter Gewalt im kirchlichen Raum möglich sind
Mit den hier vorgestellten „Einblicken“ bietet das Forschungsprojekt einen Zugang zu Erfahrungsberichten sexualisierter Gewalt an, der sich vom Vorgehen vergleichbarer Studien unterscheidet. Bei den Einblicken handelt es sich um kurze Texte, in denen Ausschnitte aus Tatkontexten sexualisierter Gewalt erzählt werden. Bei diesen Ausschnitten handelt es sich um Schilderungen aus Interviews oder um Hintergründe zu Archivquellen, die zu szenischen Erzählungen verdichtet wurden. Die „Einblicke“ sind so ausgewählt, dass sie an besonders aussagekräftigen Beispielen charakteristische Erfahrungen, Problemlagen und Dilemmata schildern, die in verschiedenen Tatkontexten unabhängig voneinander zu beobachten sind. Die einzelnen „Einblicke“ weisen somit über das konkrete Fallbeispiel heraus.
Die „Einblicke“ verstehen sich als „mittelbare Zeugnisse“ zu Tatkontexten sexualisierter Gewalt. Der Ansatz mittelbarer Zeugenschaft erweist sich in diesem Kontext als wichtig, denn oft sind unmittelbare Zeugnisse von direkt Beteiligten nicht möglich: Betroffenen ist das offene und öffentliche Sprechen durch traumatische Belastung, die Sorge vor sozialer Stigmatisierung oder die Furcht vor anderen Nachteilen erheblich erschwert oder unmöglich. Institutionen oder das soziale Umfeld der Taten schweigen vor dem Hintergrund eigener Verstrickung oder sozialer Rücksichtnahmen. Darüber schweben immer auch äußerungsrechtliche Beschränkungen, die dem Berichten über sexualisierte Gewalt tatsächlich enge Grenzen ziehen bzw. die als entsprechende Drohkulissen aufgebaut werden. Ohne die Möglichkeit des Berichtens droht diesem Erfahrungswissen sexualisierter Gewalt und dem damit verbundenen Leid das Vergessen. Die stark anonymisierten und auf szenische Ausschnitte begrenzten „Einblicke“ sollen daher als mittelbare Zeugnisse ein Erinnern ermöglichen, das zugleich den Wunsch der Betroffenen nach einer externen Bestätigung ihres Erlebens wie auch die rechtlichen Vorgaben abbildet.
Die „erzählerische“ Gestaltung der Einblicke soll dem Leser neben der Ebene des anschaulichen Verstehens auch die – selbstverständlich begrenzte – Möglichkeit eines „Einfühlens“ in die Erfahrungswelt der vorgestellten Personen geben. Auf diese Weise werden die wahrgenommenen Zwangslagen, Dilemmata und Handlungsspielräume greifbarer als durch eine streng wissenschaftliche Analyse. Ein solches ‚fühlendes Verstehen‘ eröffnet auch Potentiale für eine effektive Prävention.
Im Rahmen der „Einblicke“ werden zum Teil Einzelheiten von Fällen sexualisierter Gewalt beschrieben. Derartige Beschreibungen können belastend sein und negative Gedanken und Empfindungen auslösen. Beurteilen Sie bitte selbst, ob Sie sich damit auseinandersetzen möchten. Hilfsangebote finden Sie hier.
Begriffe
Im Rahmen des Abschlussberichts verwenden wir wiederkehrend zentrale Begriffe, die wir an dieser Stelle definiert und erläutert haben: Glossar